Pressemitteilung -
Stromtrasse entwickelt sich zum Pilze-Paradies
Bamberg. Im Auftrag der Bayernwerk Netz GmbH hat Pilzexperte Harald Ostrow in diesem Herbst gemeinsam mit seinem Team die Pilzvielfalt auf einer Stromtrasse im Bamberger Hauptsmoorwald kartiert. Der Lebensraum, der durch Schaf- und Ziegenbeweidung offen gehalten wird, entpuppte sich dabei als wahres Eldorado für Pilze – mit zahlreichen seltenen Arten, von denen einige auf der Roten Liste stehen.
Orangeroter Heftelnabeling, Mäuseschwänzchen und Erdwarze – das sind Pilze, mit denen sich Hobby-Sammler selten befassen, denn sie sind ungenießbar. Wenn Pilzexperte Harald Ostrow und seine Helfer unterwegs sind, geht es nicht um Speisepilze wie Steinpilz oder Pfifferling, sondern um die gesamte Vielfalt der am Boden, auf Totholz und an Blättern wachsenden Pilzgemeinschaften. Pilze spielen eine zentrale Rolle in Ökosystemen: Sie gehen über Mykorrhiza symbiotische Verbindungen mit Pflanzen ein, zersetzen organisches Material und bilden die Grundlage vieler Nahrungsketten. Zahlreiche Arten, die für Menschen giftig sind, sind wahre Leckerbissen für Schnecken oder Wildschweine. Und sogar invasive Pflanzen wie die Spätblühende Traubenkirsche sind vor parasitischen Blattpilzen wie einem Steinobst-Mehltau nicht gefeit. „Wir wollten uns einen Überblick über den gesamten Lebensraum verschaffen und haben daher die Kartierung in Auftrag gegeben“, erklärt Trassenmanager Bernd Lang von der Bayernwerk Netz. Er betreut für ganz Nordbayern das ökologische Trassenmanagement, bei dem in Zusammenarbeit mit Tierhalterinnen und Tierhaltern Flächen unter Hochspannungsleitungen schonend durch Beweidung offen gehalten werden.
Ökologisches Trassenmanagement fördert Artenvielfalt
Seit 2003 läuft das ökologische Trassenmanagement im Hauptsmoorwald östlich von Bamberg. Dort entstand durch die regelmäßige Beweidung mit Schafen und Ziegen eine lichte Heidelandschaft – ein Übergangsraum, in dem sich typische Wald- und Offenlandarten begegnen. „Aufgrund der Standortbedingungen ist die Trasse sehr divers“, erklärt Pilzexperte Harald Ostrow. „Typische Waldpilze wachsen besonders gut an den Waldrändern, weil dort bei Regen mehr Feuchtigkeit verfügbar ist. Im offenen Bereich dagegen finden sich Arten, die Sonne und Trockenheit besser vertragen – wie der Heide-Stäubling oder bestimmte Weidearten, die von den Nährstoffen im Dung profitieren.“ Zu den besonderen Funden zählten Vertreter der Gattung der Saftlinge, die durch ihre intensiv gefärbten Fruchtkörper auffallen, etwa der Mennigrote Saftling oder der Kegelige Saftling. Ähnlich wie die Goldgelbe Wiesenkeule oder das Weiße Spitzkeulchen sind das typische Pilzarten magerer Wiesen, die durch Lebensraumverlust immer seltener werden. Insgesamt fanden Ostrow und sein Team auf der Trasse 270 Pilzarten. 32 davon stehen auf der Roten Liste Deutschlands. Die Pilze auf der Fläche im Hauptsmoorwald wurden dieses Jahr zum ersten Mal kartiert. Zur Pflanzengemeinschaft gibt es bereits umfassendere Daten. Im Jahr 2002 wurden 279 Farn- und Blütenpflanzenarten auf der Trasse nachgewiesen, 2024 waren es bereits 359. Kartiert wurden die Pflanzen vom Bamberger Experten Hermann Bösche.
Bayernwerk Netz engagiert sich für Biotopverbund
Ziel des ökologischen Trassenmanagements ist es, Stromtrassen dauerhaft offen zu halten und zugleich wertvolle Lebensräume zu erhalten. „Die Ergebnisse zeigen, wie artenreich diese Offenflächen sind und welch wichtige Rolle sie im Biotopverbund spielen“, erklärt Trassenmanager Bernd Lang. Beweidung biete gegenüber rein maschineller Pflege erhebliche Vorteile: Ohne sie würden Büsche und Bäume die Flächen schnell wieder überwuchern – Maste und Leitungen könnten unzugänglich oder beschädigt werden. Durch den Einsatz von Weidetieren bleibt die Fläche offen, artenreich und vernetzt. Trassen fungieren so als kilometerlange Wanderkorridore für zahlreiche Tiere und Pflanzen und leisten einen wichtigen Beitrag zur genetischen Vielfalt. Zwar wandern weder Pflanzen noch Pilze im eigentlichen Sinn, doch ihre Samen und Sporen werden durch Wind oder Tiere verbreitet. Entlang offener, vernetzter Landschaften finden sie leichter geeignete Lebensräume, in denen sie sich ansiedeln können. Seit September 2025 ist die Bayernwerk Netz GmbH offizieller Partner des Bayerischen Umweltministeriums beim Ausbau des Biotopverbunds in Bayern. Es ist die erste Zusammenarbeit dieser Art zwischen Freistaat und einem Wirtschaftsunternehmen. Ziel der Partnerschaft ist es, ökologisch wertvolle Flächen zu vernetzen, ihren Zustand zu verbessern und neue Lebensräume zu schaffen.
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Kurzprofil Bayernwerk Netz GmbH
Seit 100 Jahren steht der Name Bayernwerk für eine sichere und zuverlässige Energieversorgung im Freistaat. Die Bayernwerk Netz GmbH nimmt dabei als Netzbetreiber eine Schlüsselrolle ein. Damit jetzt und in Zukunft immer mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht, braucht es ein modernes, intelligentes Stromnetz. Deshalb setzt das Unternehmen auf Digitalisierung und Innovation, unterstützt zahlreiche wissenschaftliche Projekte und arbeitet systematisch am Ausbau der Energienetze. Die Bayernwerk Netz GmbH versorgt insgesamt rund sieben Millionen Menschen mit Energie. Sie ist in den bayerischen Regionen Unter- und Oberfranken, Oberpfalz sowie Nieder- und Oberbayern aktiv und damit der größte regionale Verteilnetzbetreiber in Bayern: Das Stromnetz umfasst 156.000 Kilometer, sein Gasnetz 6.000 Kilometer und das Straßenbeleuchtungsnetz 34.600 Kilometer. In den Energienetzen verteilt das Unternehmen zu 75 Prozent elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen. Dafür sorgen mehr als 550.000 dezentrale Erzeugungsanlagen, die in das Netz des Bayernwerks Ökostrom einspeisen. In Nord- und Ostbayern versorgt das Unternehmen Kunden auch über sein Erdgasnetz. Die Bayernwerk Netz GmbH ist an mehr als 20 Standorten im Land präsent.
Sitz der Bayernwerk Netz GmbH ist Regensburg. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter der Bayernwerk AG.