Pressemitteilung -
Leitkuh Sensi schmeckt's unter der Stromleitung
Tettau. Seit 13 Jahren kooperieren die Bayernwerk Netz GmbH und die Schottische Hochland-Rinderzucht Frankenwald GmbH & Co KG in der ökologischen Trassenpflege. Auf einem 3,7 Kilometer langen Leitungsabschnitt bei Kleintettau im Landkreis Kronach sorgt eine Mutterkuhherde dafür, dass die Trasse offenbleibt – ein Gewinn für Netzbetreiber, Landwirt und Natur.
Rauer Westwind, dichter Nebel und lang anhaltender Frost: In den Höhenlagen des Frankenwalds sind die Bedingungen härter als im Tiefland. Für die schottischen Hochlandrinder, teils gekreuzt mit französischen Aubrac, ist das kein Problem. Dank ihres dichten Fells können sie das ganze Jahr lang im Freien sein und bringen ihre Kälber direkt auf der Weide zur Welt. Die Tiere unterstützen die Bayernwerk Netz bei der ökologischen Trassenpflege. Zweimal im Jahr, im Frühjahr und Herbst, beweidet die Mutterkuhherde mit Leitkuh Sensi den 3,7 Kilometer langen Abschnitt unter der Hochspannungsleitung. Durch das Abfressen von Pflanzen und ihre Tritte am Boden halten die Rinder junge Gehölze in Zaum und verhindern, dass sie in die Höhe sprießen. Bliebe dieser Bewuchs unkontrolliert, würde der Abstand zu den stromführenden Leiterseilen geringer und die Stromversorgung könnte durch einwachsende Äste und umstürzende Bäume beeinträchtigt werden. Ohne Sensi und die tierischen Helfer müssten Mitarbeitende der Bayernwerk Netz solche Bereiche regelmäßig mit der Motorsäge freischneiden – ein aufwendiger und nicht ungefährlicher Vorgang. Trassenmanager Bernd Lang erklärt: „Die Weidetiere sind eine sichere und naturnahe Alternative zum Einsatz schwerer Maschinen und schaffen gleichzeitig artenreiche Offenflächen. Das ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.“
Naturschutz und Versorgungssicherheit Hand in Hand
Das Konzept der ökologischen Trassenpflege gibt es bei Bayernwerk Netz bereits seit 2003. Seit 2012 wird es auch zwischen Kleintettau und Kehlbach umgesetzt. Kooperationspartner ist die Schottische Hochland-Rinderzucht Frankenwald. Der Landwirtschaftsbetrieb wurde 1980 von engagierten Menschen aus der Region gegründet und zählt heute rund 170 Tiere. Mitgründer und Initiator war Carl-August Heinz, damals Geschäftsführer der Heinz-Glas GmbH, einem international tätigen Hersteller von Glasflakons und -verschlüssen für die Parfüm- und Kosmetikbranche mit Sitz in Kleintettau. „Neben der nachhaltigen, regionalen Lebensmittelerzeugung war es von Anfang an unser Ziel, das offene Landschaftsbild um Kleintettau zu bewahren und brachliegende Flächen vor Verbuschung zu schützen“, erklärt Carl-August Heinz. Die ökologische Trassenbeweidung passe hier gut ins Konzept. Zugleich sichere sie eine stabile Stromversorgung, von der auch Betriebe wie Heinz Glas und zahlreiche Zulieferer profitieren. Der Kontakt zwischen Netzbetreiber und Landwirtschaftsbetrieb entstand ursprünglich im Rahmen des BayernNetzNaturProjektes „Weidewelt Frankenwald“ des BUND Naturschutz in Hof, gefördert durch das Bayerische Umweltministerium. Ziel war es, artenreiches Grünland mit extensiver Mutterkuhhaltung zu fördern.
Landwirte für Zusammenarbeit gesucht
Der Trassenabschnitt, auf dem heute die Mutterkuhherde mit Leitkuh Sensi grast, war zuvor eine Christbaumkultur. Insgesamt misst die Fläche 11,5 Hektar. Um sie für die Beweidung vorzubereiten, wurden Bäume entfernt, der Untergrund gemulcht und anschließend mit einer Saatmischung aus Kräutern und Gräsern eingesät. Die Fläche unter der Hochspannungsleitung wurde in vier Parzellen eingezäunt, mit Durchfahrten für land- und forstwirtschaftlichen Verkehr sowie Querungsmöglichkeiten für Wildtiere. Der Geschäftsführer der Schottischen Hochlandrinder Frankenwald, Thomas Schmidt, erklärt: „Für uns ist die Trasse eine wertvolle Ergänzung zu unseren eigenen Weiden und den kommunalen Landschaftspflegeflächen.“ Die Zusammenarbeit mit Bayernwerk Netz sei einfach und unkompliziert. Das Unternehmen habe die Kooperationen vor Ort organisiert und sich beispielsweise mit dem Flächeneigentümer, den Bayerischen Staatsforsten, abgestimmt.
Die Bayernwerk Netz betreibt in ganz Bayern ökologisches Trassenmanagement und ist für weitere Kooperationen stets auf der Suche nach Tierhaltern. Je nach Vegetation werden passende Tierarten eingesetzt: stärker verbuschte Areale eignen sich für Ziegen oder robuste Rinder, Grünland- und Heideflächen eher für Schafe. Auch Pferde, Alpakas oder sogar mobile Hühnerwagen können zum Einsatz kommen.
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Kurzprofil Bayernwerk Netz GmbH
Seit 100 Jahren steht der Name Bayernwerk für eine sichere und zuverlässige Energieversorgung im Freistaat. Die Bayernwerk Netz GmbH nimmt dabei als Netzbetreiber eine Schlüsselrolle ein. Damit jetzt und in Zukunft immer mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht, braucht es ein modernes, intelligentes Stromnetz. Deshalb setzt das Unternehmen auf Digitalisierung und Innovation, unterstützt zahlreiche wissenschaftliche Projekte und arbeitet systematisch am Ausbau der Energienetze. Die Bayernwerk Netz GmbH versorgt insgesamt rund sieben Millionen Menschen mit Energie. Sie ist in den bayerischen Regionen Unter- und Oberfranken, Oberpfalz sowie Nieder- und Oberbayern aktiv und damit der größte regionale Verteilnetzbetreiber in Bayern: Das Stromnetz umfasst 156.000 Kilometer, sein Gasnetz 6.000 Kilometer und das Straßenbeleuchtungsnetz 34.600 Kilometer. In den Energienetzen verteilt das Unternehmen zu 75 Prozent elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen. Dafür sorgen mehr als 550.000 dezentrale Erzeugungsanlagen, die in das Netz des Bayernwerks Ökostrom einspeisen. In Nord- und Ostbayern versorgt das Unternehmen Kunden auch über sein Erdgasnetz. Die Bayernwerk Netz GmbH ist an mehr als 20 Standorten im Land präsent.
Sitz der Bayernwerk Netz GmbH ist Regensburg. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter der Bayernwerk AG.